- johannesgrill
Bienchen Summ - DIY Insektenhotel
In diesem Jahr scheinen sich Sonnenschein und Regenwolken annähernd in Waage halten zu können. Die Bedingungen für die Landwirtschaft und unsere Gärten scheinen grandios. Doch Licht und Wasser sind nicht die einzigen Helferlein in der Natur. Ein weiterer wichtiger Faktor: Die Bestäubung. Damit Pflanzen sich fortpflanzen können, müssen sie bestäubt werden. Das passiert auf zweierlei Arten, entweder durch den Wind oder durch Insekten. Und unter den Insekten wiederum gibt es eine besonders wichtige Bestäuberin: die Biene.
Ohne Bienen wäre ein Leben, so wie wir es führen, nicht möglich. Unser Ökosystem hängt buchstäblich von ihnen ab. Aber auch andere Insekten, die wir häufig genervt von unserem Kuchenteller verjagen, müssen unbedingt mehr Platz für Heimat bekommen. Unser Job? Ja! Eine Möglichkeit, unsere Gastfreundschaft zu zeigen, möchten wir heute mit euch teilen: Wir bauen ein Bienenhotel.

Material
Holz, 18 mm Dicke in folgenden Maßen:
2 Seiten 40 x 20cm
1 Rückwand 38,2 x 20cm
1 Boden 20 x 20cm
1 Deckel 20 x 18,2cm
1 Querstrebe 23,6 x 11,8 cm
Schrauben 3,5x50
Nach Lust und Laune:
Hartholzbalken (z.B. Esche, Eiche, Buche)
Niströhren aus Hartpapier, Verschiedene Längen, Durchmesser 3- 9 mm
Schilfhalme/Bambusröhren
Alte Konservendosen
Mauerziegel
Werkzeug
Akkuschrauber
2 Zwingen
4er Holzbohrer
Mehrere Balkenbohrer zwischen 3mm und 9mm (sie sollten etwa 20-mal so lang sein, wie der Durchmesser groß ist – bei einem 6er Bohrer also z.B. 12 cm)
Senker (Aufreiber)
Handsäge
Schleifklotz und Schleifpapier (z.B. 120er, 180er)
Dauer: etwa 4 Stunden
Materialkosten: etwas mehr oder weniger als 20 Euro

Schritt 1 Alle Flächen und Kanten der zugeschnittenen Holzteile sollten wir direkt zu Beginn schleifen, das ist jetzt noch viel einfacher als dann, wenn der Kasten erstmal zusammen ist. Dazu wickeln wir das Schleifpapier um den Schleifklotz und schleifen in Faserrichtung über die Flächen. Die Kanten brechen wir leicht im 45 Grad Winkel.
Schritt 2 Nun geht es schon um die Konstruktion: An den beiden Seiten sollen nachher der Boden, Deckel und die Rückwand verschraubt werden. Also zeichnen wir die Bohrlöcher dazu erst vor und bohren dann durch das Holz hindurch. Die Bohrlöcher sollten immer etwa 0,5 mm größer sein als der Schraubendurchmesser. Meine Schrauben haben einen Durchmesser von 3,5mm also wähle ich den 4,0er Bohrer. Tipp: Wenn du es schaffst, den Bohrer gerade zu führen, kannst du die beiden Seiten zum Bohren übereinanderlegen – so sparst du etwas Zeit beim Anzeichnen und Bohren.

Schritt 3 An der Hinterkante des unteren Bodens zeichnen wir ebenfalls drei Löcher mit einem Abstand von 9 mm zur Kante erst vor und bohren sie dann durch das Holz durch. Mit einem Aufreiber senke wir alle Löcher, sodass der Schraubenkopf später bündig mit der Fläche abschließen kann.

Schritt 4 Nun legen wir den Kasten – so wie er später verschraubt sein soll – auf dem Rücken auf den Tisch: Die Rückwand liegt, die Seiten stehen senkrecht daran, der Boden dazwischen und der Deckel liegt auf der Rückwand auf, 10 cm von der Oberkante entfernt. Mit zwei Zwingen können wir alles leicht fixieren.

Schritt 5 Dann kontrollieren wir, ob Boden und Rückwand bündig mit den Seiten abschließen. Wenn keine Lücken zu sehen sind, sollte der Kasten winklig sein (sofern alles rechtwinklig zugeschnitten ist), das kannst du mit einem Winkel aber auch überprüfen. Wenn alles richtig sitzt, ziehen wir die Zwingen fester an, dass nichts mehr verrutschen kann, und schrauben durch jedes Bohrloch eine Schraube. Anschließend können wir die Zwingen wieder lösen. Tipp: Wenn eine Kante leicht verrutscht ist, kannst du häufig mit einem kräftigen Hammerschlag noch ein oder zwei Millimeter rausholen.
Schritt 6 Zuletzt muss die Brüstung der Dachterrasse angeschraubt werden. Dafür können wir die Position der Löcher wieder anzeichnen (jeweils 9 mm vom Rand entfernt), vorbohren und anschrauben.

Das Hotel ist nun fertig gebaut, es muss nur noch eingerichtet werden. Einige Beispiele dazu zeige ich euch hier.
Hotel einrichten mit Bambus Die Bambusrohre sägen wir mit der Feinsäge in Abschnitte, sodass sie etwa so lang sind, wie das Bienenhotel tief ist (etwa 15-18cm). Alle Röhren werden dann mit einem Hilfswerkzeug (ich habe
einen dünnen Bohrer genommen) ausgehöhlt. Anschließend kannst du sie zusammenbinden oder – kleben und in das Hotel einlegen. Tipp: Wenn du an den Knotenstellen den richtigen Punkt triffst, ist die Röhre automatisch nach hinten geschlossen. Ansonsten müssen sie von einer Seite z.B. mit Ton oder Lehm verstopft werden. Tipp: Die meisten Bienen graben sich ihre Löcher nicht selbst. Deshalb ist es wichtig, dass du die Markröhre in der Mitte aushöhlst. Wenn du den Bienen trotzdem markhaltige Stiele anbieten magst, dann sollten sie aufrecht, z.B. an der Seite des Hotels, angebracht werden.
Achtung! Wenn am Eingang Holzsplitter sind, müssen sie unbedingt mit einem Schleifpapier entfernt werden. Warum ist das so wichtig? → Da die Bienen rückwärts in das Loch kriechen werden, können sie sich nicht umsehen und würden sich ihre sensiblen Flügel an den Spänen kaputt machen. Das kann auch tödlich enden.

Hotel einrichten mit einem Eichenbalken Eine andere Möglichkeit ist das Bohren von Nistlöchern in einen Holzbalken. Ich habe alte Eichenbalken gefunden. Die Löcher werden in das Längsholz der Balken gebohrt und können für verschiedene Bienengrößen verschiedene Durchmesser haben. Um die Bohrtiefe festlegen zu können, markieren wir mit einem Klebeband die Tiefe des Lochs am Bohrer. Sie sollte mindestens 20 Mal so groß sein, wie der Durchmesser des Bohrers. Bei dem 8er Bohrer ist das also eine Tiefe von 16 cm, bei dem 6er Bohrer eine Tiefe von 12 cm. Die fertig gebohrten Balken können wir dann in unser Hotel stellen oder legen. Wenn du sie mit einer Schraube durch die Seiten befestigen möchtest, achte unbedingt darauf, dass die Schraube nicht durch ein Nistloch führt! Achtung! Die Löcher müssen unbedingt in das Längsholz des Balkens gebohrt werden (dort, wo die Fasern länglich verlaufen) und nicht in das Hirnholz (dort, wo die Jahrringe zu sehen sind). Denn das Hirnholz neigt zu Kernrissen und zieht viel Feuchtigkeit – sodass die Brut verfaulen würde. Tipp: Das Bohren kann je nach Holzart ganzschön kraftaufwendig sein, weil der Bohrer die Holzspäne den ganzen langen Weg nach oben transportieren muss. Damit es leichter wird, können wir den Bohrer alle paar Zentimeter wieder aus dem Holz auftauchen lassen, bis wir die Klebe-Markierung erreicht haben. Das spart uns nicht nur Kraft, sondern schont auch den Bohrer. Bleiben an den Eingängen Holzspäne zurück, müssen die auch hier unbedingt abgeschliffen werden!


Hotel einrichten mit Bienenblumen Um die Bienen auf unser Hotel aufmerksam zu machen, können wir auf unserer Dachterrasse Bienenblumen anpflanzen. Dazu befestigen wir vorher eine Teichfolie in dem Kasten oder stelle einen geschlossenen Blumentopf hinein. So dringt kein stehendes Wasser in die Bienenwohnungen darunter ein. Die Teichfolie können wir eintackern oder einfach einlegen. Ich habe sie getackert, damit kein Wasser darunter fließen kann.

Und dann geht’s los: etwas Erde rein und die Blumen dazu. Ich habe mich für ein Löwenmäulchen und das Großblumige Mädchenauge entschieden. Lavendel kommt auch super an und ganz viele andere Blumen – frag einfach mal im Gartencenter nach.
Am besten, du stellst das Bienenhotel dann mindestens 50 cm über dem Boden auf, sonnig, überdacht und mit ganz vielen Bienenblumen in der Nähe. Dann musst du nur noch warten, bis die Bienen einziehen. Sei geduldig- die Bienen müssen das Hotel ja auch erstmal finden.

Womit du dein Hotel NICHT füllen solltest Wir haben mit einem Experten gesprochen und dabei herausgefunden, dass viele Bienenhotels, die im Handel verkauft werden, zwar hübsch aussehen, den Bienen aber nicht nützen oder ihnen sogar den Tod bringen! Deshalb hier ein paar Infos dazu, was richtig und was falsch ist:
Viele kommerzielle Hersteller verwenden Stroh, Tannenzapfen oder Rindenmulch, um die Bienenhotels zu füllen. Das ist günstiges Material, das viel Platz einnimmt und aufregend aussieht. Die Bienen können damit aber nicht viel anfangen. Im schlimmsten Fall ziehen sogar Schädlinge ein, die sich dort prima vermehren können und die Larven der Bienen fressen.
Besser: weniger abwechslungsreiche, aber mehr sinnvolle Bienenhotels gestalten. Auch wenn wir es schon erwähnt haben: Löcher im Hirnholz von Baumscheiben (also da, wo die Jahrringe zu sehen sind) zu bohren, kann tödlich sein. Die Brut verfault. Besser: Holzbalken aufrecht stellen und die Löcher in das Längsholz bohren (also dort, wo der Faserverlauf zu sehen ist).
Lochziegel. Ein großer Mythos! Die Löcher des Lochziegels sind viel zu groß. Die Bienen können es sich nicht leisten, ein so großes Zimmer einzurichten und werden weitersuchen.
Besser: Bohrt selbst in einen Mauerziegel aus gebranntem Ton Löcher zwischen 3 und 8 mm Durchmesser. Am besten auf der Schmalseite des Ziegels, damit das Loch tiefer sein kann. Es sollte auf jeden Fall hinten geschlossen bleiben.
Und noch ein letztes Mal: Ausgefranste Eingänge von Nistlöchern, z.B. an Holzbalken oder Bambusröhren zerstören den Bienen die empfindlichen Flügel- also alle Splitter unbedingt mit einem Schleifpapier beseitigen.